Am liebsten sind mir Projekte mittlerer Größe. Nicht zu groß, so dass man in absehbarer Zeit Ergebnisse sieht und nicht zu viele Entscheider involviert sind. Aber auch nicht zu klein, damit der finanzielle Rahmen auch dann noch trägt, wenn die Ideen mal etwas länger brauchen. Aber man kann sich die Größe eines Projekts nicht immer aussuchen. Was also tun mit Mini-Budgets? Gleich ablehnen oder annehmen?

Kleine Projekte haben einen großen Nachteil: Der Aufwand, den man für Organisation und Kontakt treiben muss (Mails, Telefonate, Abwicklung) steht in einem ungünstigen Verhältnis zum Budget. Damit sind kleine Projekte weniger lukrativ, weil unterm Strich ein geringerer Stundensatz herauskommt.

Auch muss die Arbeit viel mehr „auf den Punkt“ passieren. Wenn es ums kreative Arbeiten geht, entscheidet oft die Tagesform darüber, ob am Ende des Tages etwas auf dem Papier steht oder nicht. Ehrenrunden drücken auf den Stundensatz.

Eigentlich spricht eine Menge dafür, kleine Projekte abzulehnen.
Berufsanfänger und Einsteiger sind in einer anderen Situation, aber was ist mit den alten Hasen? Worauf kommt es an, worauf sollte man ein Auge haben?

1. Vor dem Projekt

  • Eine Zeitschätzung machen
    Wieviel Zeit werde ich voraussichtlich brauchen?
    Passt das Honorar halbwegs zum Zeitaufwand?
  • Den Umfang des Projektes möglichst exakt beschreiben und dem Kunden mitteilen.
    Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Eine klare Ansage an dieser Stelle schützt beide Seiten vor falschen Erwartungen.
  • Die Frage stellen: Was habe ich von dem Projekt?
    Was gewinne ich, wenn es schon kein großer finanzieller Erfolg sein wird?
    Einen netten Kontakt, neue Erfahrungen, ein ungewöhnliches Referenzprojekt?

2. Während des Projekts

  • Die Arbeitszeiten erfassen.
    Alle Arbeitszeiten, ohne Ausnahme!
    Nur so hat man am Ende ein realistischen Bild davon, was das Projekt wirklich gekostet hat.
  • Rechtzeitig kommunizieren, wenn etwas zeitlich aus dem Ruder läuft
    Nicht erst dann, wenn es passiert ist, sondern vorausschauend agieren.
    Dabei hilft es, wenn der Umfang der Arbeiten präzise definiert ist (s.o.)

3. Nach dem Projekt

  • Alle angefallenden Arbeitszeiten mit der Schätzung vergleichen
    Meistens hat man am Ende mehr gearbeitet als gedacht.
  • Aufwand und Ablauf dokumentieren
    Ich hefte immer einen Ausdruck meiner Zeiterfassung ab.
    So bin ich bei der nächsten Mini-Projekt-Anfrage nicht aufs Raten angewiesen.

Wann man ein Projekt ablehnen sollte

Bei manchen Anfragen leuchtet bei mir ein rotes Lämpchen auf. Solche Projekte lehne ich inzwischen freundlich, aber bestimmt ab. Denn aller Erfahrung nach gibt es damit Probleme.

  • Fehlende Sympathie
    Ist der Kontakt zum Kunden anstrengend und hinterlässt schlechte Laune, ist das ein absolutes No Go. Ein netter Kundenkontakt die halbe Miete. Damit überwindet man fast jede Schwierigkeit. Aber auch das Gegenteil gilt.
  • Versprechungen
    Immer mal wieder kommen Anfragen von Leuten, die ein tolles StartUp aufziehen möchten, aber gerade ganz wenig Geld haben. Wenn das Projekt ein Erfolg wird, kommen natürlich jede Menge große Aufträge.
    Solche Geschichten machen mich misstrauisch. Jedes StartUp braucht eine Finanzierung. Ist die zu dünn, dann stimmt etwas nicht.
  • Kein Gegenwert
    Eine Aufgabe, die definitiv keinen Spaß macht und die keinen Mehrwert oder Anreiz links und rechts bietet, ist den Aufwand nicht wert.
  • Es eilt
    Wenn ein kleines Projekt mit wenig Budget, aber mit einem dringenden Termin daherkommt, steht es unter keinem guten Stern. Das passt einfach nicht zusammen und geht so gut wie immer schief.

Fazit

Auch kleine Projekte können sich lohnen. Wenn mich das Projekt weiterbringt, ich etwas Neues lernen kann und ich mit Menschen zu tun habe, die mich inspirieren, dann ist auch ein kleines Projekt ein großer Gewinn.

Als reine Zeitfüller würde ich Mini-Projekte nicht sehen.
Habe ich eine Lücke zwischen zwei Aufträgen, befasse ich mich lieber mit eigenen Projekten. Die verliert man nämlich nur zu leicht aus den Augen, sobald die Kundenjobs den Arbeitstag mit Beschlag belegen.

Wie geht es Euch mit Mini-Projekten?
Was sind Eure Erfahrungen?