Seit einer guten Weile arbeite ich jetzt mit Wunderlist. Die App hat mir sofort gefallen – ja, auch wegen der „schönen“ Oberfläche. Aber auch wegen ihrer Einfachheit und Stringenz. Leider hat Wunderlist inzwischen etwas Moos angesetzt. Seit einem Jahr steht die Entwicklung still.

Das letzte große Update von Wunderlist gab es im Juli 2011. Neue Sprachen und die Möglichkeit Listen zu teilen kamen hinzu. Seitdem wurden neue Plattformen integriert (Android, Linux, Blackberry), aber inhaltlich bewegte sich nichts mehr. Im 6Wunderkinder-Blog gibt es außer Nutzerzahlen nicht viel zu sehen.

Die 6Wunderkinder haben 2011 eine fulminate Marketing-Kampagne hingelegt. Ziel und Höhepunkt der Kampagne war der Erscheinungstermin von Wunderkit. Im Oktober 2011 schien der der Launch kurz bevorzustehen und die Menge fieberte. Aber wir mussten uns noch bis Januar 2012 gedulden, bis die Beta-Version endlich erschien.
Dann platzte die Blase. Wunderkit konnte die hohen Erwartungen, die die Kampagne geschürt hatte, nicht erfüllen (siehe mein Artikel vom Januar). Die Begeisterung der Netzwelt hielt sich in Grenzen und das Bezahlmodell wollte nicht in Gang kommen. Die 6Wunderkinder reagierten schnell und stellten die App kostenlos zur Verfügung. Geplant war es offensichtlich anders.

Seitdem ist wenig zu hören aus Berlin, der Marketing-Kanal ist seit Februar 2012 nicht mehr auf Sendung.

Ungenutztes Potenzial

Es sind eigentlich ganz einfache Dinge, die mich bei der Arbeit mit Wunderlist stören.

  • Wenn ich eine Liste mit Kollegen teile, erscheinen natürlich auch deren Aufgaben in meiner Liste. Logisch. Das Dumme ist nur: Ich kann nicht erkennen, wessen Aufgaben das sind. Plötzlich tauchen Sachen mit seltsamen Bezeichnungen auf und verstopfen meine Tagesübersicht. So schnell wird aus einem spannenden Feature ein Nervfaktor.
  • Es gibt keine Möglichkeit Aufgaben, die regelmäßig wiederkehren, einzutragen (ich sag nur: Umsatzsteuer!)
  • Unerledigte Aufgaben werden nicht automatisch auf den nächsten Tag übertragen. So sitze ich jeden Morgen da und übertrage meine unerledigten Aufgaben. (Kann man was wirklich nirgendwo einstellen?)

Am meisten würde ich mir aber wünschen, dass die Entwickler die Idee hinter Wunderlist weiterdenken würden. Ich wünsche mir nicht nur ein einfaches, unaufdringliches, smartes Tool, das mir hilft, meinen Arbeitsalltag zu organisieren, sondern eines, das dabei neue Wege geht.

In meiner Tagesansicht vermisse ich zum Beispiel (frei nach dem Eisenhower-Prinzip) die Dinge, die über den vielen kleinen Aufgaben stehen. Die Gründe, warum ich dasitze und Häkchen mache: Ziele, die ich verfolge, Projektphasen, Teilprojekte, was weiß ich. Statt dessen verliere ich mich in Kleinkram, der zwar eilig daherkommt, aber eigentlich nicht wichtig ist.

Überall dabei sein

Meinem Gefühl nach hätte Wunderlist das Zeug dazu, mehr zu sein als „just-another-todo-list“. Der Schwerpunkt der Entwickler scheint aber im Moment woanders zu liegen. Das Produkt selbst steht nicht mehr im Mittelpunkt, die 6Wunderkinder konzentrieren sich ganz auf die Infrastruktur. Wunderlist läuft inzwischen auf jeder denkbaren Plattform und die Nutzerzahlen steigen dadurch weiter.
Diese Strategie bindet natürlich eine Menge Kapazitäten. Schade, wenn dadurch für das Produkt nichts mehr übrig bleibt.

Wunderlist-Icon: © 6Wunderkinder GmbH