Du hast ein Produkt und willst es online verkaufen? Es heißt immer, ein Online-Shop mit WordPress und WooCommerce ist einfach und geht schnell.
Wahrheit oder Mythos? Das möchte ich hier etwas näher betrachten.

Wie schnell kann ich einen Shop mit WooCommerce aufbauen?

Wenn du keinen Anspruch auf ein individuelles Design hast, kannst du relativ schnell sein. Such dir ein bewährtes, leistungsfähiges WooCommerce-Theme* wie beispielsweise Storefront oder Atomion. Damit kannst du Farben anpassen, ein Logo hochladen und festlegen, welche Produkte/Produktkategorien wo dargestellt werden. Alles was man über die Einstellungen im Theme machen kann braucht nicht viel Zeit.

*Viele Themes werden als kompatibel mit WooCommerce vermarktet. Aber nicht mit allen kann man einen funktionierenden Shop aufbauen.

Dann beginnt die Fleißarbeit: Produkte einpflegen. Dabei sind ansprechende Produktfotos und informative, gute Texte wichtig. Diesen Teil solltest du nicht unterschätzen. Wenn du viele Produkte hast, ist das leicht der größte Zeitfresser.

Auch WooCommerce-Einstellungen wie Versandoptionen, Konfiguration der eMails, Lagerverwaltung usw. sind zeitaufwändig. Diese Einstellungen sind von Shop zu Shop unterschiedlich, man kann also kaum auf Standard-Konfigurationen zurückgreifen.

Was zusätzlich Zeit kostet:

  • Verschiedene Bezahloptionen, die alle getestet werden müssen
  • Versand in mehrere Länder, da alle Optionen (Tarife und Produktgewicht) eingepflegt werden müssen, um die korrekten Versandkosten darzustellen; analog Umsatzsteuersätze festlegen
  • Mehrsprachigkeit, d.h. Shop in Deutsch, Englisch und mehr Sprachen
  • Designanpassungen

Was brauche ich für einen Shop mit WooCommerce?

Die Software WooCommerce ist, wie WordPress auch, kostenlos. Damit werden WooCommerce-Shops häufig beworben: Das Herzstück des neuen Shops kann man einfach herunterladen und loslegen.

Domain und Hosting

Wenn du etwas online verkaufen möchtest, brauchst du eine eigene Domain (Webadresse) und ein Hosting. Sinnvoll ist hier ein spezielles WordPress-Paket. Das bedeutet, dass der Server auf die Bedürfnisse von WordPress zugeschnitten ist. Zusätzlich ist es hilfreich, eine Staging-Umgebung zur Verfügung zu haben, in der du Updates und Änderungen testen kannst.

Rechtssicherheit im Online-Shop

Nun leben wir in Deutschland, und da gibt es gesetzliche Anforderungen an einen Online-Shop. Das fällt im Großen und Ganzen unter das Stichwort „Käuferschutz“ und hat seinen Sinn. WooCommerce, einfach so installiert, erfüllt diese Anforderungen nicht.

Es gibt Plugins, die uns dabei hilfreich zur Seite stehen.
Die beiden Marktführer sind „Germanized“ und „German Market“. Germanized gibt es auch in einer kostenlosen Version, allerdings dürfte die für die wenigsten Shopeigentümer interessant sein: Es fehlen wichtige Funktionen, die einem im Betrieb einen Online-Shops viel Arbeit abnehmen, wie z.B. Rechnung als PDF, Mustertexte für Widerrufsbelehrung usw.

TIPP: Triff die Entscheidung zwischen Germanized und German Market, bevor du die WooCommerce Einstellungen im Detail bearbeitest. Beide Plugins ergänzen oder verändern die Einstellungen.

Bezahloptionen

Es gibt verschiedene Optionen, über den WooCommerce-Shop Zahlungen zu akzeptieren. Eine Schnittstelle für PayPal ist beispielsweise bereits vorhanden. Über German Market oder Germanized kommt dann noch die Option „auf Rechnung“ dazu.

Wenn es richtig schnell gehen muss, würde ich empfehlen, zunächst „auf Rechnung“ zu wählen.
In diesem Fall musst du nichts weiter einrichten, der Kunde bekommt die Rechnung per eMail bzw. mit dem Paket und eine Zahlungsfrist.
Vorteil gegenüber PayPal und Co: Es fallen keine Gebühren an. Außerdem entfallen Tests der Schnittstellen zu anderen Bezahldiensten. Der Nachteil liegt auf der Hand: Du hast die Ware versandt und musst im schlimmsten Fall deinem Geld hinterherlaufen.

Alle anderen Optionen kosten in der Regel zusätzlich Geld, weil du eine Plugin-Lizenz kaufen musst (z.B. Klarna) und Arbeitszeit zum Testen der Anbindung an den Anbieter (z.B. PayPal und PayPal Sandbox zum Testen). Anbieter, die für dich die Zahlung abwickeln, erheben dafür außerdem Gebühren. Wie viel das für die jeweiligen Anbieter und unterschiedliche Regionen ist muss man im Detail nachlesen.

Versandkosten

Wenn du ein physisches Produkt verkaufst, musst du dir Gedanken zum Thema Versandkosten machen. Wenn du nur im Inland verschickst, ist das relativ einfach und kann ggf. durch eine Versandkostenpauschale abgefangen werden.

Falls du weltweit versenden möchtest, müssen die Tarife für die verschiedenen Regionen sowie verschiedene Gewichtsklassen eingepflegt werden. Dazu gehört auch, dass du das Gewicht deiner Produkte erfassen und einpflegen musst, so dass das Gesamtgewicht des Pakets ermittelt werden kann. Hier wird es schnell ziemlich komplex.

Umsatzsteuer

Das Thema Mehrwertsteuer schließt sich direkt an Versandkosten an. Wenn du nur im Inland versendest, hast du hier kein Problem. Innerhalb der EU geht auch immer noch. Das fangen die Plugins German Market/Germanized ab. Für alles weitere muss man sich schlau machen und die Regionen entsprechend festlegen.

Fazit

Ja, man kann einen Shop mit WooCommerce innerhalb von wenigen Tagen aufbauen. Wenn die Eckdaten klar sind und alles Material bereit steht, ist das absolut machbar.
Was tendenziell nicht schnell geht: Designanpassungen, die über die Einstellungsmöglichkeiten im Theme hinausgehen und viele unterschiedliche Bezahl- und Versandoptionen.

Das Gute ist: All das kann man aber problemlos nachträglich ergänzen, ausbauen, einrichten. Der Shop kann dafür längst online sein.

Als schnelles „Allheilmittel“ in Krisenzeiten ist ein Online-Shop nur bedingt geeignet. Für einen Shop braucht man eine mittel- bis langfristige Perspektive, sonst lohnt sich der Aufwand einfach nicht. Unterhalt und Pflege machen viel Arbeit und die Kunden kommen nicht von allein. Ein Online-Shop braucht intensives und gezieltes Marketing. Wer sich in der Online-Welt nicht wohl fühlt, kommt schnell an seine Belastungsgrenze.

Aber wenn du schon länger darüber nachdenkst, deine Produkte über einen Shop zu verkaufen, dann kann eine Krise ein guter Anlass sein, endlich den Schritt zu wagen und etwas Neues auszuprobieren.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf der Website start-the-loop.com erschienen.

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