In diesem Artikel geht es um den Unterschied zwischen standardkonformen Themes wie sie kostenlos auf wordpress.org angeboten werden und den bekannten Multipurpose-Themes wie man sie auf verschiedenen Marketplaces findet.
WordPress ist ein modulares System. Design und Funktion sind getrennt – Themes sorgen für die Optik, Plugins für die Funktionen. Das heißt, man kann im Prinzip jedes Plugin mit jedem Theme kombinieren. Wenn das Theme nicht mehr passt, wechselt man zu einem anderen. Die Plugins bleiben dabei an Ort und Stelle.
Diese Modularität – die Trennung von Inhalt, Design und Funktion – ist ein zentrales Prinzip innerhalb der WordPress-Standards. Alle Themes im offiziellen Theme-Verzeichnis bei wordpress.org werden unter anderem darauf vom Theme Review Team überprüft.
Multipurpose-Themes
Es gibt Anbieter, die dieses Prinzip umgehen, indem sie Design und Funktionen zu einem festen Paket zusammenschnüren. Sie arbeiten dabei mit eigenen Frameworks und mit jeweils eigener Systematik.
Die Bestseller bei themeforest.net in der Rubrik WordPress sind Beispiele für solche Multipurpose-Themes: Avada, X-Theme und Enfold (Stand November 2018).
Multipurpose-Themes sind keine Themes im Sinn der WordPress-Standards, sondern eigenständige, kleine Content-Management-Systeme mit WordPress als Plattform. Diese Themes erscheinen folglich auch nicht im offiziellen Theme-Verzeichnis auf wordpress.org.
Entscheidung mit Konsequenzen
Hat man sich einmal für ein Multipurpose-Theme entschieden, bleibt man am besten dabei. Denn man kann nicht mal eben schnell zu einem anderen Theme wechseln. Der Grund: Die Inhalte werden in Shortcodes verpackt – beim Wechsel des Themes bleiben die leider alle erhalten. Auch Custom Post Types (z.B. ein Portfolio) sind in der Regel Teil des Themecodes, so dass diese Inhalte bei einem Themewechsel verloren gehen.
Im Gegensatz zu Standard-Themes lassen sich Multipurpose-Themes nur schwer erweitern. Andersherum lassen sich Funktionen, die man nicht nutzt, nicht abschalten. Das ist für die Optimierung der Ladezeiten, aber auch für Tests und Fehlersuche ein gewisses Problem.
Kommt man mit den Demo-Vorlagen gut zurecht, ist alles gut. Braucht man aber zusätzlich zu den 100 eingebauten Funktionen noch Funktionsvariante Nr. 101, stellt sich oft heraus, dass die Investition in eine Anpassung nicht wirtschaftlich ist. Kommt dazu, dass man für Anpassungen jemanden finden muss, der sich genau mit diesem einen speziellen Framework auskennt. Gute WordPress-Kenntnisse reichen nicht aus.
Sicherheit und Pflege
Sowohl WordPress als System als auch Themes und Plugins werden regelmäßig aktualisiert. Updates sind sehr wichtig für die Sicherheit einer Website, alle Komponenten sollten immer auf dem neuesten Stand sein.
Sind Theme und Plugins getrennt, wie das bei standardkonformen Themes der Fall ist, kann man ein Update nach dem anderen machen und Schritt für Schritt testen, ob noch alles funktioniert.
Bei Multipurpose-Themes ist das anders. Bekommt eines der Plugins, die fest in das Theme integriert sind, ein Update – weil z.B. eine Sicherheitslücke aufgetaucht ist – muss man warten, bis die Autoren des Multipurpose-Themes ihrerseits ein Update zur Verfügung stellen. Tauchen nach dem Update Fehler auf, kann die Fehlersuche zeitaufwändig werden. Es ist schwierig, herauszufinden, welche Funktion den Fehler auf der Website verursacht, wenn man die Plugins nicht einzeln deaktivieren kann.
Fazit
Der größte Vorteil von Multipurpose-Themes liegt darin, dass die Entwickler Vorlagen mitliefern, die sehr eindrucksvoll aussehen. Dagegen wirkt ein Standard-Theme eher unscheinbar.
Weil der Fokus auf der schicken Oberfläche liegt, werden zahlreiche optische Effekte über Funktionen eingebaut. Dadurch entfernen sich die Multipurpose-Themes von den WordPress-Standards. „Standard“ klingt vielleicht langweilig, aber Standards haben viele Vorteile. Sie sind z. B. wichtig für die Nachhaltigkeit und Stabilität einer Website.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen Standard-Themes und Multipurpose-Themes im Vergleich
Standard Theme | Multipurpose Theme |
Einfache Designs | Modische, aufwändige Designs |
Schlanke Codebasis, gut erweiterbar | Umfangreiche Codebasis, nur begrenzt erweiterbar |
Konform nach WordPress-Standards | Eigene Systematik, nur zum Teil standard-konform |
Gute Grundlage für individuelle Designs | Für individuelle Design nicht geeignet |
Wechsel des Themes mit überschaubarem Aufwand möglich | Wechsel des Themes nicht mit überschaubarem Aufwand möglich |
Gut zu pflegen | Nicht leicht zu pflegen |
Kommentare
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Danke für den Artikel, kann ich genau so unterschreiben, und trifft die Realität da draußen wirklich gut.
Aus meiner Sicht gibt es aber noch eine Art „dritten Weg“ dazwischen – der mittlerweile sehr populär ist. Vielen wird das nicht so als „Weg“, als „Kategorie“ – halt irgendeine „Schublade“ – bewusst sein, aber ich sehe es so. Und zwar: aufbauend auf den Standard-Themes hat sich bei WordPress.org eine Gruppe von Themes herausgebildet, die alle dem Standard folgen (sonst wären sie nicht im Verzeichnis), aber eben einen Weg gefunden haben, sinnvolle Sachen aus der Finsternis des „Multipurpose“ in eine modulare, standardkonforme, erweiterbare Art zu packen.
Was ich meine sind Themes wie GeneratePress, OceanWP, Astra, Page Builder Framework, Customify und ganz neu Suki.
Die ersten drei sind sogar Forks von Underscores. Alle minimalistisch einfach, unscheinbar. Aber durch die Customizer-Optionen kann man schon sehr viel machen – was oft genug bereits ausreicht.
Alle bieten ein Premium Add-On-Plugin an (bei Suki in Kürze…), was dann auf dem, was da ist mit weiteren Modulen aufbaut – alles einzeln aktivierbar, deaktivierbar. OceanWP macht dies über Einzel-Plugins, die anderen über ein einziges, was die Zusatzfunktionen als ein Paket bringt. Im Vergleich zu den Avada-Optionen mag das lächerlich wenig sein, selbst mit den Premium Add-Ons, aber was man damit bauen kann, ist in der Tat weit mehr und viel flexibler.
Der Profi kann vieles davon auch selber coden, ohne Frage, nur bleibt halt der enorme Zeitgewinn, wenn auf die Module zurückgreifen kann/will. Interessant auch, dass alle genannten Themes (bis auf PBF), auch importierbare Demos mitbringen. Das sind vereinfacht gesagt, JSON-Dateien, die alle Customizer und sonstige Einstellungen enthalten. Eine insgesamt saubere Lösung aus meiner Sicht.
Wenn man sich die Installationszahlen der genannten Themes ansieht – auch die Wachstumskurven und Rezensionen, dann wird klar, das dies ein starker Trend ist – so sehe ich es.
Und viele, die eines der oben genannten Themes verwenden, sind Wechsler, die aus der Finsternis von Multipurpose-Avada-etc-pp kommen. Und endlich froh sind, den Ballast los zu sein.
Disclaimer: Natürlich bringen auch die oben genannten Pakete nur begrenzte Funktionen – irgendwas muss man immer Coden oder Stylen. Immer. Aber es ist eben kein Vergleich mit einem nackten Twenty Seventeen – und auch keiner mit dem überquellenden Avada. Wobei man mit Avada ja dennoch eine Menge bauen und basteln muss, oder auch Einstellungssuche wäre…
Aus der Praxis kann ich nur sagen: GeneratePress oder Astra mit oder ohne Premium-Paket sind erste Sahne!
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Dem kann ich nur zustimmen. Nutze GeneratePress und bin damit sehr zufrieden. Das Theme ist ein stabiles Fundament, und für weitergehende Layoutwünsche hilft ein Pagebuilder wie Elementor, aber als Plugin, nicht als Teil des Themes.
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Hallo, David,
vielen Dank für den ausführlichen Kommentar und die konkreten Tipps!
Du hast natürlich völlig Recht, es gibt noch einen Weg dazwischen, bzw. zwischen Standardtheme und „Multipurpose-Finsternis“ ;o) ist noch eine Menge Platz.
Ich werde mir die Themes mal anschauen – wobei ich GeneratePress vor einer Weile schon mal auf dem Schirm hatte. Ich bin aber dann abgebogen, weil mir die PageBuilder-Optionen zu wenig waren. Irgendwie konnte man kein Spalten-Layout machen. Aber das ist schon eine Weile her und gute Chance, das ist heute ganz anders.
EDIT: Oh ja, da hat sich einiges verändert. Sieht sehr gut aus!
Ich werd mal schauen, dass ich vielleicht einen Artikel schreibe zu GeneratePress, Astra und Co.
Dann wäre das Bild auf jeden Fall runder.
Kirsten
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„Für individuelle Design nicht geeignet“ – Das stimmt so definitiv bei Mehrzweck-Themen auch nicht. Ich habe schon öfter mit Mehrzweck-Themen Seiten gebaut, wo Kunden sehr erstaunt waren, dass die alle mit dem gleichen Theme gebaut sind – und es sah auch deutlich anders aus, als die Vorlagen des Theme-Anbieters. Ein gutes Mehrzweck-Theme zeichnet eben aus, das mans auch sehr, sehr vielfältig zusammen bauen kann.
Die Zeiten, wo man ein Theme einfach austauschen kann, sind doch im Grunde auch schon länger vorbei, eben weil es bei WordPress so viele verschiedene Wege zum Ziel gibt, es ist ja auch nicht so, dass man Standardthemes alle jederzeit verlustfrei tauschen könnte.
Hinzu kommt: Wenn ich mit WordPress einen Unternehmensauftritt bastle, will ich ja in der Regel auch eine eindeutige Erkennbarkeit der Seite und des Unternehmens. Die wenigstens Unternehmen dürften mal so hopplahopp mehrfach ihr Theme tauschen …
Was anderes ist das natürlich bei privaten Blogs, aber die Zeit, als der Schwerpunkt von WordPress bei privaten Blogs liegt, ist ja nun auch schon länger vorbei.
Bei rund 70 Projekten, die ich betreue, gabs erst einmal den Fall, dass der Kunde das dringende Bedürfnis hatte, das Theme zu tauschen – weil der Entwickler die Arbeit am Theme eingestellt hat und dadurch größere Probleme entstanden sind.
Mike
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Hallo, Mike,
es kommt sicherlich sehr auf die Arbeitsweise an.
Mit „individuellem Design“ meine ich weniger die Oberfläche (z.B. Linkfarbe und Schriften), sondern mehr Struktur und Funktion.
Ich habe gerne ein „weißes Blatt“ vor mir, auf dem ich Schritt für Schritt die Funktionen aufbauen kann, die ich brauche.
Das Layout ergibt sich mehr oder weniger daraus, wie es funktionieren soll.
Dadurch hat man dann auch den ganzen Ballast nicht (50+ Javascripts), der auf die Ladezeiten drückt.
Schöne Grüße
Kirsten
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Hey Kirsten,
Generatepress ist auch seit Jahren unsere erste Wahl. Mir geht der Pflegeaufwand unserer Seitendie wir mit THE7 realisiert haben gerade mächtig gegen den Strich. Aber man muss erstmal zu Einsicht kommen das MEHR nicht alles ist ;-)
Und nebenbei läuft Generatepress ungecached besser als diese fetten Mulipurpose-Themes.
Liebe Grüße nach München
Detlef
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Moin Detlef!
GeneratePress habe ich gerade wieder in unser Portfolio aufgenommen.
;o)
Das hat sich sehr schön entwickelt, finde ich. Und ist trotzdem klar und schlank geblieben.
Schöne Grüße in den Norden
Kirsten
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Guten Abend Kirsten,
ein wirklich interessanter, tiefgreifender Beitrag! Ich habe Erfahrung mit dem Ultimatum-Framework gemacht, das mittlerweile leicht veraltet ist. Für mich bieten diese Pagebuilder und Frameworks leider nie die volle Dynamik, die ich mir wünsche. Gerade Template-Parts erleichtern ja komponentenbasiertes Arbeiten, und da sind CMS wie TYPO3 WordPress leider meilenweit voraus.
Von der Usability her fühle ich mich mit einem handgemachten Template, in dem ich jede Zeile bearbeiten kann in Verbindung Advanced Custom Fields am besten aufgehoben.
Ich wünschte auch, WordPress könnte die Theme-Erstellung endlich mal etwas freundlicher gestalten, mit etwas wie einem Frontend-Node-Package und einer guten Templating Engine wie Blade, Twig oder Fluid.
Ich Update erstmal auf die Version 5.0. Viel Spaß euch. :)
Johnny