Ich bin ja ein erklärter Fan von Susan Weinschenk. Ihr Buch 100 Dinge, die jeder Designer über Menschen wissen muss kann ich jedem Webdesigner wärmstens empfehlen.
Ich finde es eindrucksvoll, wie sehr wir unter dem Einfluß unseres „old brain“ stehen. Das ist der Teil des Gehirns, der entwicklungsgeschichtlich am ältesten ist und eigentlich am wenigsten zu unserer modernen Welt passt.
Und dennoch steuert dieses uralte System praktisch alle wichtigen Entscheidungen. Und zwar sehr viel wirkungsvoller als wir denken.
Kommentare
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Sehr interessant! Mal schauen, ob ich das auf meine neue Seite transferieren kann!
Gibt es Erfahrungswerte, wieviele dieser Prinzipien mindestens umgesetzt werden sollten?
Oder Kennzahlen wieviele Visitors/clicks dementsprechende Seiten mehr haben?
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Hallo Kirsten,
ein interessantes Video. Auf jeden Fall gut gemacht und mit der Kernaussage stimme ich überein. Allerdings glaube ich nicht, dass man es mit Manipulation (Punkt 3 und 4) dauerhaft schaffen wird, die User an sich zu binden. Vertrauen wird dadurch auch nicht gefördert. Je nachdem wie gut man das macht, kann es sein, dass es Menschen gibt, die nicht mal merken, dass sie manipuliert werden. Andere werden vielleicht beim 2. oder 3. mal misstrauisch. Aber insgesamt geht doch der Trend eher dahin, die User durch echten Mehrwert dazu zu bringen, sich an eine Marke zu binden. Wie siehst Du das?
Viele Grüße
Janine
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@Janine
Du hast natürlich absolut Recht. Die Punkte 3 (so tun, als wäre etwas nur noch in begrenzter Stückzahl erhältlich) und 4 (Holzhammer-Trigger wie Essen, S*x und Gefahr) sind die, die uns die Werber Tag für Tag um die Ohren hauen. Mich schreckt das auch eher ab und ich zucke automatisch zurück, wenn ich mich durch ein „nur noch 2 Exemplare im Vorrat, jetzt kaufen!“ gedrängt fühle.
Und trotzdem gehören diese Faktoren in die Reihe mit den Reaktionsmustern des „old brain“.
Das ist für mich eigentlich das Interessante daran.
Ich denke bei dem Video an Gespräche mit Kunden, die auf ihrer Website ihr Bürogebäude anstatt Fotos von ihren Mitarbeitern sehen wollen. Oder die ihre Seite so vollstopfen, dass man praktisch nichts mehr findet. Da ist es einfach ein Segen, wenn man die Diskussion auf eine neutrale Ebene lenken kann und begründen kann, warum die Website messbar besser funktioniert, wenn man beispielsweise mit Gesichtern statt mit Toten Gegenständen arbeitet.
Dabei geht es gar nicht so sehr um die schnelle Kauf-Mich-Manipulation, sondern um ganz grundsätzliche kommunikative Abläufe.
Wie erreiche ich die Menschen? Worauf reagieren sie und warum?
Die Werber sind da schon heftig unterwegs. Jeder Joghourt, jedes Deospray und jeder Schokoriegel wird mit einer tollen Story aufgefitscht und mit allen Tricks an den Mann und an die Frau gebracht. Werbeagenturen verdienen sich daran eine goldene Nase. Mit Inhalten, die keine sind und mit Produkten, die ebenso austauschbar wie überflüssig sind.
Die Unternehmenkommunikation hinkt da Jahre wenn nicht Jahrzehnte hinterher. Die Vorstellung, dass es ausreicht, irgendeine Website mit irgendwelchen Inhalten zu haben (Hauptsache die Leute finden die Telefonnummer) ist nach wie vor weit verbreitet.
Entsprechend sind die Ideen, womit man diese Website bevölkern könnte, nicht selten ziemlich abenteuerlich.