Die Zeichen stehen gut: Der Kunde weiß, dass er eine Website braucht. Und er weiß, dass wir diese Dienstleistung anbieten. Jetzt muss ich ihn nur noch überzeugen, dass wir auch wirklich die Richtigen sind für den Job.
Lange Zeit markierte der Brief mit dem Angebot den ersten Schritt auf dem Weg zu einer neuen Kundenbeziehung. Nachdem es abgeschickt war begann das Warten. Wann meldet sich der Kunde wieder? Wann sollen wir nachfragen? Hat er/sie auch alles richtig verstanden?
Die Vorbereitung
Mit der Zeit haben wir festgestellt, dass dem Angebot etwas vorausgehen muss, damit beide Seiten – wir und der potenzielle Auftraggeber – etwas davon haben. Welche Schritte das sind, ist in diesem Artikel beschrieben.
Lässt man die Vorbereitungsrunde aus und stürzt sich gleich auf die Kalkulation, ist die Gefahr groß, dass man sich die Arbeit umsonst macht. Weil wichtige Fragen nicht geklärt sind. Der Budgetrahmen ist so eine Frage: Es macht keinen Sinn, ein detailliertes Angebot über eine vierstellige Summe auszuarbeiten, wenn der Interessent nur 500€ in der Tasche hat.
Die Sache mit den Preisen
Die Entwicklung einer individuellen Website ist keine Ware von der Stange. Zwar kann man auf Erfahrungswerte aus vergangenen Projekten zurückgreifen, aber letztendlich ist kein Projekt mit dem anderen vergleichbar.
Einem Interessenten, der uns ein paar Stichwörter zuwirft und nach einem Angebot fragt, weil er Preise vergleichen möchte, bekommt eine „Hausnummer“, aber kein ausführliches Angebot. Ohne eine exakte Beschreibung des Projekts wäre das ein reines Ratespiel.
Wir nennen einem potenziellen Auftraggeber eine grobe Schätzung, die Preisspanne, in der sich das Projekt erfahrungsgemäß bewegen wird. Erst wenn die zu seinen Vorstellungen passt, machen wir den nächsten Schritt.
Das ist allerdings nicht die Kalkulation, sondern die Beschreibung des Projekts. Näheres dazu in diesem und in diesem Artikel.
Das Angebot
So, jetzt aber. Wenn die Größenordnung des Budgets abgestimmt ist und alle wissen, was der Auftrag umfassen soll, dann kann es losgehen mit der Kalkulation.
Wir verwenden relativ viel Zeit auf die Ausarbeitung eines Angebots. Das Dokument hat mehrere Seiten, wobei die Tabelle mit den Zahlen den kleinsten Raum einnimmt.
Die Bestandteile des Angebots
- Worum geht es?
Wer arbeitet für wen? Was ist der Gegenstand des Projekts, welchen Umfang hat es? - Was tut die Website, um den potenziellen Kunden glücklich zu machen?
Die Antwort darauf muss Teil des Angebots sein. Welchen Nutzen bringt die Website dem Kunden? Wie trägt die Website dazu bei, seine Ziele zu erreichen? - Welche Leistungen kann der Kunde erwarten?
Der Kunde nimmt Geld in die Hand und möchte das Gefühl haben, dass sich das für ihn auszahlt. Das klappt nur, wenn er auch nachvollziehen kann, was da im Angebot steht. Also: Vorsicht mit Fachbegriffen. - Was kostet das?
Welche Arbeiten fallen an und wieviel kosten sie? Alles, was hier nicht genannt wird, ist auch nicht im Angebot enthalten. Es ist also wichtig, präzise Formulierungen zu finden. „Drei Entwürfe“ ist besser als „diverse Entwürfe“. - War das alles?
Gibt es etwas, das Ihr als Dreingabe noch oben drauf legen könnt? Das Bonbon muss nicht groß sein, es zählt die Geste. Jeder Mensch freut sich über ein kleines Geschenk. - Was passiert, wenn der Leistungsrahmen ausgeschöpft ist?
Für zusätzliche Arbeiten, die bei den Leistungen nicht genannt wurden, muss man sich etwas einfallen lassen. In der Regel rechnet man soche Leistungen nach einem festen Stundensatz ab. Wichtig dabei: Rechtzeitig Bescheid geben, wenn der Aufwand aus dem Ruder läuft. - Welche Beiträge leistet der Kunde?
Auch der Kunde muss Aufgaben übernehmen. So ist es zum Beispiel wichtig, dass es einen festen Ansprechpartner gibt, wenn sich das Projekt in einem größeren Unternehmen abspielt.
Auch braucht die Agentur einiges an Input, z.B. Texte, Bilder und Informationen, die im Projekt verarbeitet werden sollen. Hier ist es hilfreich, genau zu definieren, wie das Material beschaffen sein soll. Welche Formate haben Textdateien, wie groß muss ein Bild mindestens sein, damit es verwendet werden kann, auf welchem Weg passiert die Abstimmung und so weiter. - Welche Rechte hat der Kunde am Design?
Nutzungsrechte sind ein unbequemes Thema. Aber klare Absprachen sind wichtig.
Meistens hat der Kunde eine Vorstellung, was er mit der Website, dem Flyer oder dem Logo tun will. Diese Vorstellung sollte man schriftlich festhalten. Versäumt man das und es stellt sich später heraus, dass der Auftraggeber etwas ganz vor hat, ist meistens der Designer der Dumme. Nachträglich lässt es sich nur schwer über Rechte verhandeln. - Wie sind die Zahlungsmodalitäten?
Das Honorar sollte in Staffeln zahlbar sein. Der erste Teil ist beim Start des Projekts fällig, der nächste beispielsweise bei Abnahme des Entwurfs und so weiter. So vermeidet man, dass man auf einer nicht beendeten Arbeit sitzenbleibt, weil der Kunde es sich plötzlich anders überlegt hat oder sich nicht mehr meldet. - Alles klar?
Der Kunde hat sein Okay gegeben und es kann losgehen. Fehlt nur noch die Auftragsbestätigung. Wenn der Auftragnehmer seinem Auftraggeber eine Auftragsbestätigung schickt, kommt meines Wissens ein Auftrag zustande.
Wir bitten unsere Kunden in der Regel um eine kurze Bestätigung per Mail.
Foto: UC Davis College of Engineering on Flickr
Wer Genaueres über Vertragsrecht wissen möchte, dem kann ich dieses Buch empfehlen:
Recht für Grafiker und Webdesigner (Amazon-Link).
Kommentare
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Ein sehr hilfreicher Artikel, genau danach habe ich gesucht! Eine Checkliste mehr für meine Checklisten-Sammlung.
Ich bin erst kürzlich auf euren Blog gestoßen und bin wirklich beeindruckt. Sehr viele praktische Tipps und interessante Themen. Weiter so!
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Klasse Übersicht, vielen Dank! Besonders interessant finde ich die Bestätigung per Email – reicht euch das wirklich aus? Ich mag bisher auf ein unterschriebenes Papier nicht verzichten, aber vielleicht bin ich da etwas sehr vorsichtig. ;)
Die Nutzungsrechte finde ich ebenfalls einen interessanten Punkt. Ich persönlich habe das Thema für mich abgehakt, bei mir bekommt der Kunde die Nutzungsrechte stadardmäßig im vollen Umfang. Ich weiss, dass viele Kollegen/-innen da die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, aber ich selbst hatte es einfach satt, meinen Kunden die Finessen der Nutzungsrechte zu vermitteln und in den meisten Fällen totales Unverständnis oder vehementen Widerspruch zu ernten – zumal es ja anscheinend sehr unterschiedlich Meinungen darüber gibt, ob Webdesigner/innen bzw. Ihre Leistungen überhaupt den Schutz des Urheberrechts genießen?
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Hallo, Caspar,
eine Auftragsbestätigung ist wahrscheinlich „sicherer“, aber wenn es hart auf hart kommt, nutzt wahrscheinlich auch die nicht viel. ;o)
Es kommt sicher auch drauf an, ob man den Kunden schon kennt oder nicht.
Wichtiger als die Form ist aber, glaub ich zumindest, dass man klar kommuniziert. Dass alle wissen, wo man gerade steht, was als nächstes passiert und so weiter.
Klare Zeichen setzen, so dass kein Kunde etwas „übersehen“ kann und man selbst es nicht versäumt, die Sachen zu benennen, um die man sich gerne herummogelt.
Wenn der Kunde weiß „So, das ist jetzt ein Auftrag und dann und dann wird die erste Zahlung fällig“, dann ist die Situation unmissverständlich benannt.
Die Form ist dabei meiner Erfahrung nach gar nicht so wichtig.
Ja, Nutzungsrechte sind ein finsteres Kapitel. Wir kalkulieren die Rechte inzwischen auch meistens pauschal mit ein.
Wobei es auf den Auftraggeber (bzw. dessen Gewinnpotenzial) ankommt. Ein größeres internationales Projekt wäre z.B. ein anderes Kapitel als eine deutschsprachige 08/15 Website.
Aber eigentlich gilt hier dasselbe wie mit der Auftragsbestätigung: Wichtig ist, dass man überhaupt etwas dazu sagt. Dass man’s benennt und definiert.
Schöne Grüße
von Kirsten
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Vielen Dank für diese tolle Checkliste. Ich habe zwar an und für sich recht gute Kenntnisse in Webdesign, konnte die aber nicht wirklich anbieten, da ich nicht so wirklich wusste, was alles in dem Angebot umfasst werden muss. Mit deinen wertvollen Tipps werde ich gleich heute Abend ein paar Inserate schalten und auf Kundenfang gehen.