Bei t3n erschien kürzlich der Artikel Aufgeräumt? Clean? Von wegen! Warum erfolgreiche Interfaces chaotisch und komplex sind. Der Text ist eine gekürzte Übersetzung eines Posts von Jonas Downey, der bei Medium erschienen ist: Why I love ugly, messy interfaces — and you probably do too.
In dem Artikel geht es darum, dass ein unaufgeräumtes Interface oft erfolgreicher ist als ein reduziertes.
User Interfaces sind ein vielschichtiges Thema, für das es keine Patentrezepte gibt. Es gibt nur individuelle Lösungen. Die sind nicht schwer zu finden, wenn man bereit ist, sich mit der Materie auseinanderzusetzen (Mit welchen Anliegen kommen die Besucher? Auf welchem Weg können sie ihr Anliegen lösen?).
Aber diese Auseinandersetzung ist mit Arbeit verbunden. Arbeit, die Geld kostet, weil man dafür gute Leute engagieren muss.
Komplex, aber bitte nicht chaotisch
Ein komplexes Angebot wie Die Zeit oder The Guardian braucht eine andere Art von Interface als ein einfaches Blog wie dieses hier. Für mich als Leserin einer Tageszeitungs-Webseite ist es aber überaus wichtig, dass das Interface übersichtlich und klar strukturiert ist. So kann ich mich gut orientieren und finde die Inhalte, die mich interessieren.
Das absichtsvolle Ducheinander
Für das soziale Netzwerk Facebook hingegen ist es nicht so wichtig, ob sich die Besucher gut zurechtfinden. Sie sollen möglichst häufig interagieren, hier ein Like setzen, dort eine Freundschaftsanfrage stellen und da noch schnell zur nächsten Nachricht springen. Eine gewisse Unübersichtlichkeit ist hier gewollt.
Mir persönlich ist dieses Konzept unangenehm. Aber für Facebook selbst zahlt es sich aus. Facebook testet jedes noch so kleine Element sehr sorgfältig auf seine Effizienz.
Fazit
Auf komplexe Fragen gibt es keine einfache Antworten, von wenigen Ausnahmen mal abgesehen. Mit einer steilen These lässt sich zwar Aufmerksamkeit erzeugen, aber der Antwort auf die Frage „Was macht ein gutes User-Interface aus“ bringt uns das keinen Schritt näher.
Im oben zitierten Artikel wird auch – mal wieder – Craigslist als positives Beispiel für eine erfolgreiche, aber chaotische Nutzeroberfläche genannt. Ich bin mir nicht sicher, wie gut das Unübersichtlichkeits-Konzept für Craigslist funktioniert.
Das Netz entwickelt sich ständig weiter. Gewohnheiten ändern sich, Nutzungsszenarien brechen weg, neue entstehen. Ob die Leute von Craigslist das im Blick haben? Die mobile Ansicht der Seite wirkt auf mich jedenfalls nicht überzeugend.
Kommentare
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Ich bin mir auch nicht sicher, wie komplex Facebook nun wirklich ist. In Wahrheit ist Facebook doch recht minimalistisch, erinnert an die 90er, mit simplen Farben, wenige modernen Spielereien… genau wie Amazon, Reddit und all die anderen sehr populären Plattformen. Ich würde daher eher die These ziehen, dass erfolgreiche Websites keinen Trend hinterherlaufen und das einfache eben DOCH besser funktioniert. Reddit ist doch so einfach wie nur irgendwie möglich und Amazon bringt auch kaum „moderne“ Spielereien unter, was aber gerade den Erfolg ausmacht.
Clean wird hier für mich in einen ganz falschen Kontext gebracht. Clean bedeutet schlicht und einfach und nicht, dass alles von einem Top-Designer möglichst sauber und mit viel Whitespace angelegt wird. Das wirkt dann nur „clean“, funktioniert aber nicht mehr „clean“. Facebook ist für mich nicht komplex, Reddit auch nicht, zwei Beispiele also, wie extrem simple Designs, extrem erfolgreich sein können.
Vielleicht ist es auch einfach zu früh am Morgen, aber ich teile die Meinung hier ganz und gar nicht. Aber das ist auch wieder typisch T3N! Anstatt sich mal selbst Gedanken dazu zu machen, kopieren und übersetzten sie mehr oder minder einen Originaltext, nur weil der viral ging. Ich hasse deutsche Publikationen.
Und mal was anderes… die Zeit (http://www.zeit.de/index) hat doch ein Blog-Layout und konnte ihre Reichweite in letzter Zeit und seit genau dieser Umstellung auf ein solches Layout, massiv steigern.
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Ich persönlich mag ja Layouts mit ein wenig oder gerne auch ein wenig mehr Weißraum gerne, lieber etwas mehr Scrollen, anstatt alles so direkt nebeneinander klatschen. Das fällt mir auch immer wieder bei Websites von Printpublikationen auf. Da hängt alles so dicht beieinander, am besten noch zwischen zwei Artikel eine Liste mit fünf, sechs zusätzlichen Beiträgen gequetscht, nur damit nichts untergeht. Da weiß ich gar nicht mehr wo ich hinschauen soll. Da würde ich einen Ansatz bevorzugen, bei dem ich die Startseite etwas personalisieren kann, die Süddeutsche macht das so ein bisschen weiter unten auf der Startseite, wo man für verschiedene Kategorien einstellen kann wie viele Inhalte angezeigt werden sollen.