Mit der Version 5.0 wird es einen neuen Editor namens Gutenberg geben. Noch ist nicht ganz klar, wann die neue Version kommt, aber sie ist quasi schon unterwegs.
Wer Websites mit WordPress betreut, fragt sich jetzt, was der neue Editor für WordPress-Projekte und WordPress als CMS bedeutet. Was wird sich ändern? Worauf muss ich achten? Welche Entscheidungen muss ich jetzt treffen?
Noch gibt es nicht auf alle Fragen eine Antwort. Aber ich denke, man kann die Richtung erkennen, in die es weitergehen wird. Und eine kleine Checkliste für den großen Tag gibt es auch.
Was ist dieser Gutenberg nochmal?
Ellen Bauer von Elmastudio hat es sehr schön erklärt:
Das große Stichwort bei Gutenberg sind die sogenannten „Blocks“. Momentan gibt es viele unterschiedliche Elemente, die wir im WordPress-Adminbereich handhaben müssen. Es gibt Beiträge und Seiten, Widgets und Widgetbereiche, Menüs, Anpassungsoptionen im Customizer und meist noch etliches mehr. Letztendlich sollen mit Gutenberg alle diese unterschiedlichen Elemente vereinheitlicht werden und zu Blocks werden. Blocks kann man sich ähnlich wie Legosteine vorstellen, also Bausteine, mit denen man seine Webseite flexibel aufbauen kann.
Ellen Bauer, Was Du über den WordPress Gutenberg-Editor wissen solltest
Was wir wissen
- Gutenberg kommt 2018, wohl spätestens im Sommer
- Gutenberg kann viele Dinge, zu denen man heute noch einen PageBuilder braucht
- Gutenberg kann aber bis auf Weiteres (noch) keinen PageBuilder ersetzen
- Man muss Gutenberg nicht nutzen. Man kann Gutenberg deaktivieren und durch den klassischen Editor ersetzen (Plugin Classic Editor)
- Das Update auf 5.0 passiert nicht automatisch, man muss es per Hand installieren (auf den Install-Button klicken)
- Wer sich unsicher ist, kann mit dem Update auf 5.0 warten. Alle 4.x Versionen bekommen weiter Sicherheitsupdates.
Was wir nicht wissen
Wir wissen nicht genau, wie sich die WordPress-Landschaft durch Gutenberg verändern wird.
Ich vermute, dass nicht alle Plugins und Themes den Übergang zu Gutenberg mitmachen werden. Das hat ganz praktische Gründe: Der Code muss umgeschrieben werden und dazu braucht man entsprechende Ressourcen.
Wahrscheinlich werden davon eher die Kleinen betroffen sein. Anbieter, die hohe Verkaufs- und Downloadzahlen haben, sollten über genügend Mittel verfügen, um Code und Konzept anzupassen.
Dieser Effekt ist übrigens nicht neu. Das Web macht immer wieder tiefgreifende Veränderungsprozesse durch. Vor fünf Jahren gab es z.B. kaum Themes im Responsive Design. Heute ist das Standard.
UPDATE
Ich hab mal kurz recherchiert, was die Entwickler der Theme-Bestseller (Stand 3. März 2018) auf themeforest.net zu Gutenberg sagen.
Die Macher von Avada haben in ihrem Blog einen Artikel dazu geschrieben. Sie beschreiben darin im Wesentlichen die technischen Schwierigkeiten, signalisieren aber, dass sie sich darum kümmern wollen, dass Gutenberg und Avada sich vertragen. Es gibt also Pläne, ein konkretes Theme-Update ist aber noch nicht in Sicht.
Der Entwickler vom Enfold Theme hat sich in einem Support Thread zum Thema Gutenberg geäußert. Bottom line hier: In einer Übergangsphase werden die Nutzer wählen können, ob sie den eingebauten PageBuilder weiter nutzen möchten oder nicht. Wie das genau aussehen wird, muss man abwarten.
Auf der Website des dritten Beststellers, Theme X von Themeco, habe ich keine Informationen gefunden.
Auch andere Anbieter unter den Themeforest-Top10 sagen wenig bis gar nichts zum Thema. Man muss ziemlich suchen und findet nur in irgendwelchen Support-Threads mal ein kurzes Statement.
Sehr häufig trifft man auf den Standpunkt, dass die Nutzer ja einfach weiter den eingebauten PageBuilder nutzen können und Gutenberg sowieso nur Beiträge und Seiten betrifft, die nicht mit dem PageBuilder gebaut werden.
Das kann man so sehen, aber so richtig befriedigend finde ich die Antwort nicht. Gutenberg in der ersten Release-Version sieht vielleicht aus wie ein aufgehübschter Editor, aber das täuscht. Das das Konzept reicht viel weiter. Gutenberg wird mittelfristig die gesamte Theme-Architektur verändern.
Dass die Theme-Anbieter an dieser Stelle so zäh kommunizieren, finde ich erstaunlich. Es ist relativ klar, dass die Nutzer verunsichert sind und ganz dringend Informationen bräuchten. Wenn das mein Geschäftsmodell wäre, würde ich anders damit umgehen.
Checkliste Update WordPress 5.0
Eine kleine Anleitung für das Update auf WordPress 5.0
(wenn es dann so weit ist und WordPress 5.0 zum Installieren bereit ist)
- Große Updates sollte man grundsätzlich nicht an einer Live-Seite machen.
Mach Dir bitte eine Kopie Deiner Website und teste das Update an der Kopie, bevor Du Deine Live-Seite updatest.
Es gibt inzwischen viele Hoster, die eine solche Arbeits-Kopie mit dem Hosting zusammen anbieten. Das Stichwort ist „Staging“. - Falls Du keine Kopie machen möchtest, erstelle auf jeden Fall vor dem Update ein Backup Deiner Website. Du solltest nicht vergessen zu testen, ob und wie Du dieses Backup dann auch wiederherstellen kannst.
Alternativ kannst Du auch hier Deinen Hoster fragen. Alle Hoster halten Backups bereit. Wie weit die Backups zurückgehen, ist jedoch unterschiedlich. - Installiere Dir das Plugin Classic Editor (am besten VOR dem Update).
- Führe das Update durch und prüfe danach alle Seiten und Beiträge auf eventuelle Fehler.
- Lege einen neuen Beitrag oder eine neue Seite an und teste Dein Theme mit dem neuen Gutenberg-Editor.
Falls etwas nicht klappt, aktiviere das Plugin Classic Editor und arbeite vorerst damit weiter. - Wenn Dein Theme oder eines oder mehrere Deiner Plugins mit Gutenberg nicht gut zurechtkommen, kontaktiere die Theme-/Plugin-Autoren bzw. informiere Dich, wo die Entwickler gerade stehen.
Fragen und Antworten
Ich habe meine Seite mit Advanced Custom Fields aufgebaut. Funktioniert das noch mit Gutenberg?
Custom Fields sind grundsätzlich in die UI von Gutenberg integriert. Riad Benguella, einer der Entwickler von Gutenberg, schreibt darüber in seinem Blog.
Die Entwickler von Plugins, die Custom Fields einsetzen, müssen allerdings ihre UI anpassen. Die Autoren von Advanced Custom Fields, dem wichtigsten Custom-Field-Plugin im WordPress-Universum, arbeiten gerade daran. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, einen nahtlosen Übergang zu Gutenberg schaffen. Ich denke, das werde sie auch hinkriegen
Ich habe meine Seite mit dem PageBuilder X aufgebaut. Funktioniert der auch mit Gutenberg?
Das kommt darauf an, wie die Entwickler mit Gutenberg umgehen. Die Entwickler von BeaverBuilder und Elementor haben signalisiert, dass sie sich um den Übergang zu Gutenberg kümmern werden. BeaverBuilder hat sich bisher eher allgemein zu Gutenberg geäußert, Elementor ist da schon ein Stück weiter: Blocks, die mit Gutenberg erstellt wurden, können in der kommenden Elementor-Version (2.0) mit Elementor gestaltet werden. Nachlesen kann man das im Elementor Blogpost vom 27.2.2018
Wer Sorge hat, dass Gutenberg sich mit einem PageBuilder nicht verträgt, kann sich über das Plugin Classic Editor den alten TinyMCE-Editor zurückholen.
Ich habe meine Seite auf dem Multipurpose-Theme XY aufgebaut. Was muss ich tun?
Das hängt davon ab, was die Theme-Autoren unternehmen. Auch hier kann man zunächst den Weg wählen und Gutenberg über das Plugin Classic Editor deaktivieren.
Multipurpose-Theme wie Avada, Divi & Co. sind ja keine Themes im klassischen Sinne, sondern Theme-Plugin-Pakete. Nur einen Teil der Plugins, die in einem AllInOne-Theme stecken, entwickeln und pflegen die Autoren selbst. Und da alles fest miteinander verschnürt ist, lassen sich nicht so einfach Teile herauslösen, ersetzen und erneuern. Ich schätze, das macht die Integration von Gutenberg nicht unbedingt einfacher.
Ich wage mal einen vorsichtigen Blick in die Glaskugel. Ich halte es für wahrscheinlich, dass der Übergang zu Gutenberg bei dem einen oder anderen Multipurpose-Theme nicht ganz ohne Verluste von statten gehen wird.
Es kann beispielsweise passieren, dass die Entwickler einen Schnitt machen müssen und dass es das Theme danach in einer Vor-Gutenberg-Version und in einer Nach-Gutenberg-Version gibt. Das würde bedeuten, dass die neue, gutenberg-kompatible Version nicht abwärtskompatibel wäre. Das kann zu Problemen beim Update führen.
Muss ich mir jetzt eine Alternative zu WordPress suchen?
WordPress hat inzwischen einen Marktanteil von fast 30% (Februar 2018). Aber es gibt natürlich auch andere CMS-Systeme da draußen, die kann man sich ruhig mal anschauen. Ich persönlich sehe keine Notwendigkeit, WordPress den Rücken zu kehren. Weniger aus sentimentalen Gründen, sondern deshalb, weil ich noch keine Alternative gefunden habe, die die gleichen Vorteile in der gleichen Bandbreite wie WordPress bietet.
WordPress ist sowohl extrem einsteigerfreundlich als auch skalierbar. Es können Leute damit arbeiten, die rein gar nichts mit Code zu tun haben möchten. Mit einem PageBuilder kann sich wirklich jede/r eine Website aufbauen. Man kann über das Für und Wider von PageBuilder-Plugins streiten, aber sie sind zu einem wichtigen Zugang zur eigenen Website geworden.
Gleichzeitig kann man mit WordPress auch weiter den „klassischen“ Weg verfolgen, Themes über CSS und Templates anpassen, Childtheme bauen bis hin zur kompletten Eigenentwicklung. Alles ist möglich. Diese Optionen bieten die anderen CMS wie TYPO3, Joomla oder Drupal nicht, zumindest nicht in dieser Bandbreite.
Bei Elegant-Themes gibt es einen Artikel dazu.
https://www.elegantthemes.com/blog/resources/alternatives-to-wordpress-and-why-you-might-want-to-use-one
Fazit
Die WordPress-Landschaft wird sich verändern. Zwar kennen wir noch nicht alle Details, aber Alles in Allem ist diese Veränderung eine gute Sache. Mit Gutenberg verlässt WordPress alte Pfade und wählt einen modernen, zukunftsorientierten Weg. Das ist gut und wichtig für die mittel- und langfristige Perspektive des Projekts WordPress. Ich freu mich jedenfalls auf Gutenberg.
Kommentare
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Alles in allem wird sich die Veränderung mit Gutenberg positiv auszahlen. Der jetzige WordPress Editor lässt sich zwar einwandfrei nutzen, mehr Einsatzmöglichkeiten und Vielfalt werden jedoch nicht schaden. Der Knackpunkt ist vielmehr, dass trotz all der neuen Funktionen und Erweiterungen WordPress performant bleiben muss, um im heutigen Web als Option Nr. 1 für Webseitenbetreiber zu bestehen. Die Entwicklung dahin war, ist und bleibt spannend :-)
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Auf Kunden loslassen kann das allerdings (noch) nicht, hier ein kleiner Versuch, mit Gutenberg 2.3 zu arbeiten: https://www.youtube.com/watch?v=VDzg5ClWSN4
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Gutenberg ist noch in der Entwicklungsphase. Das heißt, es dauert noch eine Weile, bis Gutenberg so weit ist, dass man auf Live-Projekten damit arbeiten kann. Kunden sind also so schnell noch nicht in Gefahr.
Die Entwicklung läuft auf Hochtouren und die Entwickler bitten um Feedback. Wer Bugs findet, kann sie hier einbringen: Gutenberg auf Github.
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In der „State of the Word 2017“ im Dezember 2017 hat Matt Mullenweg den April 2018 als Release-Datum angekündigt, das ist nun schon relativ bald. Es wäre also wohl an der Zeit, zumindest auf einer Staging-Version auch bestehende Kunden darauf loszulassen, gerade um letzte Fehler aufzudecken und zu melden, aber im aktuellen Zustand ist das (leider noch) eher peinlich als nützlich, wenn man sich das Video da so anschaut. Auch bei Neuentwicklungen kann man Gutenberg leider derzeit noch nicht berücksichtigen, wir haben schon Starttermine verschoben, aber werden jetzt wohl doch wieder für den Classic Editor entwickeln, mit Metaboxes usw.
Gibt es denn ausser der „April 2018“ Aussage eine offizielle Gutenberg-Timeline, an der man sich orientieren könnte?
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Für „Vanilla-User“ mag das ja alles fein sein. Ich sehe eher ein großes Problem darin, daß sich – soweit ich bisher verstanden habe – das Arbeiten hinter den Kulissen komplett anders wird. (Child) Themes anpassen, eigene Komponenten schaffen, eigenes Markup, Auswahl von Themes basierend auf eigenen Frameworks wie Bootstrap – was man eben so macht – das alles dürfte jetzt nur noch mit tiefgreifenden JS bzw. React-Kenntnissen möglich sein, wenn man sich jenseits des Standards bewegt. Das wird viele kleinen Developer, die über Jahre Kompetenzen angesammelt haben, um Jahre in ihrer Erfahrung zurückwerfen. Ich lasse mich gerne korrigieren, frage mich aber, wer denn eigentlich die 30% WordPresswebsites dann noch administrieren und weiterentwickeln soll.
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Ich glaube, diese Sorgen haben im Moment viele.
WordPress verändert sich, alte Rezepte werden nicht mehr funktionieren und wir werden neue Sachen lernen müssen.
Aber gibt es eine Alternative?
Die Zeit bleibt nicht stehen und wir können den Moment nicht festhalten. Auch wenn wir das gerne tun würden.
Wie oft schon hab ich gedacht, dass ich jetzt endlich einen stabilen Workflow gefunden habe. Ein verlässliches Muster, das ich in Zukunft auf alle meine Projekte anwenden kann. Mit dem ich nie wieder Schleifen gehen und blöde Fehler suchen muss, die mir das Budget kaputt machen. Es hat nie geklappt. Die Halbwertszeit war jedes Mal traurig kurz.
Wenn man sich mit Websites beschäftigt, ist es normal, dass man jeden Tag was dazulernt. Die Technik, das Web, die Menschen entwickeln sich ständig und stetig weiter. Das ist lästig und anstrengend, aber es ist auch spannend. Ändern lässt es sich jedenfalls nicht.
Projekte, die ich vor einem Jahr gemacht habe, würde ich heute ganz anders angehen. Weil es heute andere Möglichkeiten und Anforderungen gibt als noch vor einem Jahr. Und wenn ich Projekte anschaue, die noch älter sind (> 3 Jahre), kriege ich nicht selten das Grausen. ;o)
WordPress verändert sich und das ist gut.
Es ist wichtig, dass diese Veränderung passiert, weil sonst WordPress auf die Dauer nicht überlebensfähig wäre.
Ich glaube, dass auch Nicht-Entwickler mit den Veränderungen gut zurecht kommen werden. Manches wird zunächst ungewohnt sein.
Aber abgesehen davon – Vieles wird auch leichter werden.
Ich finde, das sollte man nicht aus dem Blick verlieren.
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Ich habe gerade heute dran gedacht wann uns das Release wohl in die Hände fällt. Ich bin mittlerweile echt gespannt wie der Editor so sein wird. Ich habe noch keine Vorabversion auf meinem Server getestet und lasse mich somit komplett überraschen.
Als langjähriger Nutzer von ACF hoffe ich auf nahtlosen Support. Ich bin gespannt was kommt und ich bin auch gespannt ob man künftig auf ein Custom Field Plugin verzichten kann.